Studenten sind halt so
Subways - The Service-Underground
Von P. Brückner

Studenten haben nie Geld. Ich weiß das, weil ich einer bin und Benjamin von Stuckrad-Barre weiß es auch, denn immer wenn er auf Studentenpartys geht (weil Erstsemestlerinnen ja so leicht abzuschleppen sind, jedenfalls für BSB) reden alle übers Geld. BSB ekelts an, mich nicht, denn ich machs ja auch. Es will auch jeder Geld von mir haben: die AOK, der Sozialismus ASTAscher Prägung (alle zahlen, egal wie) und nicht zu vergessen, der Supermarkt, der mein leibliches Wohl absichert. Geld, Geld, Geld - alle wollen es und keiner gibt mir was umsonst - dachte ich jedenfalls.

Bis ich eines Mittwochs in einer dieser Wochenwerbezeitungen einen Gutschein entdeckte. Über ein Sandwich bei Subways. Subways kannte ich ja schon, als Fast Food Verehrer. Eigentlich war ich ja damals nur in den USA um im Fast Food zu schwelgen. Meine dort lebende Verwandtschaft fand das seltsam bis giftig, aber "zu Subways is ok, da is alles Essen echt und schmecken tuts auch." Und das stimmt. Glücklich war ich also, als in Potsdam auch eins eröffnete. Und der Gipfel war der Gutschein. Es lebe die Promotion!

Das allerbeste war, dass es diese Zeitung so oft gab und ein zweiter Gutschein leicht zu beschaffen war. So begab es sich also, dass meine Freundin und ich, nachdem wir etliches Geld beim besagten Supermarkt gelassen hatten, freudig dem Potsdamer Subways zustrebten, um endlich mal was umsonst zu kriegen. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten war, das diese Promotion offenbar von BSB gesponsort wurde. Bei unserem Eintreffen saß das Personal im Eingangsbereich und rauchte. Es waren derer zwei.

Eine eher hilflos wirkende weibliche Person und ein sehr selbstbewusster männlicher Mitmensch (ich nenne ihn an dieser Stelle noch nicht Schnösel, aber gleich). Muss ich erwähnen, dass beide so offensichtlich Studenten waren, dass jegliche Mutmaßung, Subways könnte professionelles Servicepersonal beschäftigen, als völlig haltlos zu bewerten ist? Wer seine Zigarette löschen musste, um zu unserer Bedienung herbeizutrotten, erübrigt sich auch: natürlich die Hilflose.

Freudig zückten wir unsere Gutscheine. Ihre Mimik entglitt. Doch bevor sie etwas anmerken konnte, griff der rauchende Schnösel ein. "Ah ja, schon wieder Studenten, das is ja nur für Studenten jemacht wa" brüllte er. Alle anwesenden Gäste drehten sich zu uns um und wir erröteten. Uns blieb keine Zeit etwas zu erwidern, der Schnösel, für den Fall dass irgend jemand das Skandalon der Sandwich Erschleichung noch nicht bemerkt hatte, brüllte abermals: "Ja, ja, die STUDENTEN halt." Seine unterdrückte Kollegin schlug jetzt in die gleiche Kerbe. "Ihr könnt hier ruhig auch mal herkommen und was KAUFEN ich meine BEZAHLEN." Unser Hinweis, wir seien schon des öfteren auch bei Subways in Potsdam gewesen und hätten dann auch immer bezahlt und..., wurde mit einem höhnischen "Ja, Ja, das sagen sie alle" abgetan. Voller Zorn über uns, die wir Subways wahrscheinlich durch unsere Gier auf Gratisessen in den Ruin trieben, hieb sie das Brot in zwei Hälften. Natürlich in zwei ungleich große Stücke, was Mitte bedeutet, hatte sie wohl beim Subways-Sandwich-Training nicht gelernt, doch wir trauten uns schon nicht mehr, sie darauf hinzuweisen.

Als wir dann noch nicht mal einen Softdrink dazu nahmen (und immerhin DEN bezahlten), war jedwede Zurückhaltung dahin. Nicht freundlich, aber dafür bestimmt wurden wir vom männlichen Teil des Demütigungsteams darum gebeten, doch nie wieder mit einem Gutschein bei Subways aufzutauchen. Während sie uns die beiden Brothälften auf den Tresen klatschte. Nicht, dass wir das ernsthaft vorgehabt hätten. Unter den abgestoßenen Blicken der zahlenden Kundschaft und dem Tyrannosaurus-Rex-artigen Gebrüll des immer noch dasitzenden rauchenden Schnösels (der, auch wenn Sie es vielleicht glauben, nicht Benjamin war) "STUDENTEN WOLLEN IMMER ALLES UMSONST; STUDENTEN..., verließen wir fluchtartig Subways Potsdam. Subways bedient keinen Dreck.

Wehmütige Gedanken an freundliche, kompetente Subways-Mitarbeiter, wie sie in den USA ausschließlich zu finden waren... Zurück bleiben Fragen. Was macht Promotion für einen Sinn, wenn der einzige Effekt darin besteht, die Mordlust des Kunden zu steigern? Und was zahlt Subways eigentlich seinen Angestellten? Viel wohl, denn anders ist fehlende Selbstwahrnehmung nicht zu erklären. Oder sollte alles damit erklärbar sein, dass jetzt in den Turnhallen, in denen Potsdamer Service-Kräfte interniert sind, das Licht nachts nicht mehr ausgeschaltet wird?

Am glücklichsten wäre ich doch mit der Erklärung, dass Benjamin von Stuckrad-Barre all den jammernden Studenten und denen, für die Geld ein Gesprächsthema ist, eine böse Lektion erteilen wollte. Doch irgendwie glaube ich, diese Sinndeutung wäre zu einfach.

© POTZDAM 2001 - P. Brückner