POLIZEI-EINSATZBEFEHL
Top Secret, oder sollen wir es ganz offensiv machen?
Von Sandra Schramm

1. Bis zum BUGA-Beginn sollten eigentlich alle besetzten Häuser in Potsdam geräumt sein.

2. In den Pressemitteilungen muss immer vorkommen "Aufgefunden wurden:
- Waffen
- Hehlergut
- Drogen."

Letzteres müssen alle Medien nach der Räumung eines besetzten Hauses ausstrahlen. Wenn sie das nicht freiwillig tun, werden sie von der deutschen Armee, die mal kurz von irgendeinem Kriegseinsatz abgezogen wird, eingenommen und mit Militärgewalt zur Ausstrahlung gezwungen. Wie sonst würde sich erklären, dass Sender wie Radio Eins, die sonst immer versuchen links, political correct und - soweit es ERWACHSENEN möglich ist - alternativ zu sein, nach einer Hausräumung in Potsdam genau diesen Text verlesen?

Weiterhin von Provokationen der Hausbesetzer sprechen und danach unschuldig und rein, wie Zahlen nun einmal sind, von 100 Hertha BSC-Fans, im weiteren gerne als Fußball-Nazis bezeichnet, und 15 Hausbesetzern berichten, die plötzlich und ohne jeden Grund, so sind durchgeknallte Hausbesetzer nun einmal, anfingen, Steine aus dem Haus heraus auf friedliche, vor ihrem Fenster grillende Fußball-Nazis zu werfen.

Doch irgendwie muss die Militärbesatzung des Potsdamer Stadtfernsehens wohl gerade erst aus den Übungslagern für Spiele wie "So wird die Kleidung der Frauen und Herren Soldaten am effektivsten mit Schlamm durchtränkt" zurückgekommen sein, denn sie waren müde und schliefen ein. Deshalb war es dem PSF möglich, geheime Bilder aus Babelsberg zu zeigen, wo die friedlichen Fußballfans gerade versuchten, das Stadion zu zerlegen und dabei Naziparolen grölten. Neulich in St. Pauli, wo die Berliner gerade zufällig zu Besuch waren, war das ganz ähnlich zu sehen.

Von diesen netten und - wie wir aus unserer täglichen Zeitungslektüre ja alle wissen - nur in Ausnahmefällen (bei Treffen auf afro-amerikanische, türkische, vietnamesische etc. Mitbürger, Touristen etc.) aggressiven Idioten standen also 150, das sind die neuesten Zahlen aus oben erwähnten Nachrichten, vor einem kleinen besetzten Haus in Babelsberg und grölten Naziparolen. Drinnen 15, diese Zahl bleibt stabil. Dass denen da drinnen langsam der Panik-Schweiß auf die Haut schoss, finde ich nachvollziehbar. Dass sie aus einiger Verzweiflung heraus Steine warfen, auch.

Dass die Polizei daraufhin das Haus räumen ließ, es vorm Wieder-Eindringen sicherte und Montag 5 Polizeiautos und ca. 15 Beamte vor der Tür lungerten, dass alle Hausbesetzer wegen Landfriedensbruch angeklagt sind und keine einzige Personalie eines Fußball-Nazis aufgenommen wurde... ver-ste-he ich nicht.

3. Egal, ob etwas zerstört wurde oder nicht: Der Öffentlichkeit deutlich machen, dass sie bedroht wird (Waffen, Drogen, Diebe siehe oben).


4. Alle Chancen, ein besetztes Haus zu räumen, sofort aufgreifen. Graben von Tunneln, Sabotieren von Stromleitungen, Engagieren des Pöbels sind zu akzeptierende Mittel.

5. Die Verfassung und alle Bürgerrechte sind in dieser Sache außer Kraft zu setzen.

6. Die Polizei kann an dieser Stelle endlich beweisen, dass Deutschland die Ressourcen für einen Polizeistaat hat.

7. Rechtsradikale sind besser als Linksradikale.

8. Berlin hat einfach nicht erkannt, wie kompetent Herr Schönbohm ist.

9. Dieser Befehl hat Priorität vor allen anderen Aufgaben der Polizei.

10. Da bis zum Beginn der BUGA nicht alle Häuser geräumt wurden: Die Anstrengungen verdoppeln und ins Absurde steigern. Hauptsache, der RECHTSFREIE RAUM BESETZTES HAUS ist verschwunden.

>>> Geheimcode: Georg Bush <<<

© POTZDAM 2001 - Sandra Schramm