Bundesgartenschau. Ein Name,
der Potsdamer abschrecken MUSS. Das Wort Bund kommt darin vor
(gleich Westdeutschland, gleich doofe westdeutsche Touristen,
gleich "Hier müsste ja mal was gemacht werden")
und das Wort Garten.
Gärten hat der Potsdamer genug, in
denen er umsonst Fahrradfahren, Baden, Rasenlatschen, seinen
Hund scheißen lassen kann, also wozu dann noch einen Garten?
Und wozu soll der Potsdamer dafür noch Geld bezahlen?
Also wartet man mit dem Besuch der BUGA,
bis sie vorbei ist ("Naja, kann ja nich doll gewesen sein,
wie das hier aussieht"), lässt sich vom Potsdam-Besuch
einladen (Noch mal Danke Mutti und Omi!) oder steigt auf das
BUGA-Abendticket um. Für 7 DM kann man ab 17 Uhr rein.
Gottseidank ist es dann bald dunkel, man muss sich keine Blumen
angucken, und die Potsdamer sind auch weitestgehend unter sich,
weil Touristen die Stadt bekanntlichermaßen nach 18 Uhr
verlassen müssen.
Besonders lange kann man am Samstag bleiben,
wenn man Glück hat gibt's auch ein Feuerwerk oder anderes
Spektakel. So wurde am 25. August eine "Late Night Art
Show" angedroht, eine Woche nach der Schlössernacht
wollte man das Ganze ohne Schlösser offenbar noch mal toppen.
Zusammen mit dem Museumspädagogischen Dienst Berlin kündigten
sich großsprecherisch "Kunst im Park - Kunst der
Tarnung und Enttarnung" an.
Gut getarnt war dann auch schon der Eingang,
zumindest, wenn man mit dem Fahrrad das BUGA-Gelände erreichen
wollte. Am Eingang "Parktor" stand zwar ein Wachschutzmann,
der die Karten kontrollierte, Karten konnte man aber nur am
500 Meter entfernten Haupteingang kaufen. Gegen 21 Uhr hatte
dort immerhin noch eine Kasse auf, man erwartete also Tausende.
Hinter dem Eingang konnte man sich gleich
lustige Leuchtkörper kaufen, die einem Dildo nicht unähnlich
waren. Der Eisstand mit heftigen BUGA-Preisen machte gerade
dicht, auch die meisten der sonst üppigen Fressstände
schlossen mit dem Eintreffen der Nachtschwärmer. Oder auch
diese waren nur gut getarnt, wie offenbar alles an diesem Abend.
Ein mickriger Flyer machte zwar auf die
Top-Events des Abends aufmerksam, die man aber mangels unzureichender
Beschilderung nicht fand. Immerhin wiesen einem (ca. 2 Stunden
nach Einbruch der Dunkelheit durch junge Menschen aufgestellte)
Grabkerzen den Weg, dieser führte dann aber schnurstracks
zum Ausgang Gartenstadt. Erst in der komplett abgedunkelten
Nutzpflanzenausstellung fiel uns ein schlecht kopierter Plan
auf der Rückseite des Flyers auf. Die dort angepriesene
"Latino-Disco" (besonders schlau geplant, wenn zeitgleich
am Nauener Tor eine ähnliche Veranstaltung angekündigt
ist) erwies sich als billig-bunt illuminierte Betonfläche,
an der sich mit zweistündiger Verspätung zwei einsame
DJs am Mischpult versuchten.
Also wollten wir wissen, was es mit "Streetball
und Hiphop auf einem mehr als ungewöhnlichem Basketballfeld"
(sicher gedacht für die jungen Menschen) auf sich hat und
fanden nach 20 Minuten Fußweg entlang der von der Schlössernacht
geborgten Wegleuchten den von der Schlössernacht geborgten
künstlichen Mond, unter dem höchstens zehn desorientierte
Jugendliche stupide versuchten, einen Ball in den Korb zu bekommen.
Die "szenische Lesung im verspiegelten
Wachturm" war schon vorbei, nur ein verlassenes Mischpult
ließ verpasste große Kunst erahnen; kurzum: bis
auf die hübsch beleuchteten Wasserspiele war alles großer
Mist: Eine Schlössernacht ohne Schlösser und Konzept.
Der (museums-)pädagogische Effekt?
Zuhause bleiben und auf dem Balkon ein Kerzchen anzünden.
Für die kreativen BUGA-Köpfe, sie können's gebrauchen.
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