Verwirrte Autoren (1)
Benjamin von Stuckrad-Barre - Eine Annäherung
Von M. Gänsel

Manche nennen ihn Popautor, Anke nannte ihn Ben*, ich (und paar andere bestimmt auch) verwenden das Kürzel BSB - er hat so was Verseucheltes. Man las einmal was, und dann musste man gleich noch was hinterher lesen. Weil schreiben kanner ja. Aber was schreibt er, und warum? Und wo solls denn hingehen, oder ist der Zug schon weg? Spätestens nach dem zweiten Buch stellt sich eine Übersättigung ein; nu is gut, mehr nich. Hingucken kanner und aufschreiben kanners auch, also bitte. Ab dafür. Eine Schwalbe, die nur einen Sommer fliegt. Schwalben überwintern. BSB auch. Also kam er wieder und schrieb noch mehr Bücher. Bzw. räumte seinen Computer auf und ließ das drucken, legitim das, die Leute wollen es doch nicht anders. Buntes, zusammengewürfeltes Zeug, Resteverwertung, Stilübungen, Rechtfertigungen gar - es liest sich immer noch, aber holperiger. Die Schwalbe fliegt dann doch öfter mal gegen Wände, wenn sie nicht aufpasst. Seit BSB im TV zu sehen ist, kriegt er den Kalk gar nicht mehr von der Stirn, um mal im ach Bild zu bleiben. Sonst nimmt man ihn in der Öffentlichkeit ja nur partiell wahr, FAZ-Leser kennen ihn, P&C-Käufer auch, und die Leute, die Tristesse Royal ernst genommen haben, sind leider immer noch nicht ausgestorben. Aber BSB lichtert durch die Gegend, immer mal sieht man ihn in der hippen Mitte auf einem affentittengeilen Rennrad mit sich selbst um die Wette rasen, wenn er mal abspringt, dann nur um rasch an einem Bankautomaten Millionen zu ziehen, das Leben als ... Popautor? Jetset?! Literarischer Yuppie?!? ist schnell, irre schnell. Und anstrengend, ich krieg nicht raus, ob sein Gesichtsausdruck "WEHE du erkennst mich!" oder "LOOOOOS, erkenn mich!" bedeutet - das ist der Preis des Ruhms, dass man über solchen Schwachsinn nachdenkt. Und ja NATÜRLICH sind wir ja alle nur neidisch. Wahrscheinlich ist er einfach zu jung, Jahrgang 1975. D.h. er war zu jung, als der Hype losging und alle diesen Namen sagen wollten, weil also man das klingt. Und der kann ja schreiben. Schmidt und so, vielleicht war das alles bisschen zuviel für BSB. Paar Bücher hat er trotzig noch rausgeschmissen, jetzt im TV hebt das Schwälbchen das gemarterte Köpfchen. Und senkt es wieder, denn stolz kann er nicht sein auf die paar Sachen. Was nach außen tritt, macht den Eindruck von Verschwendung, aber vielleicht macht BSB ja noch ganz viele andere dolle Sachen, von denen man nichts mitkriegt. Schade eigentlich, denn so bleibt er, was wohl niemand sein will: Ein großer Junge im Anzug, der eine große Fresse UND was dahinter hat, es aber GAR NIE NICHT einsieht, das dahinter zu zeigen und was draus zu machen, sondern schön großfressig, dafür gibt's ja in Deutschland auch schon Geld, weiter durch die Gegend rammelt. Im Stern kolumniert er wöchentlich über seine Begegnungen mit der einen oder anderen hippen Persönlichkeit, in einer Berliner Tageszeitung wird er laut Radio Kultur in naher Zukunft wohl ähnliche Belanglosigkeiten veranstalten. Damit wir wissen, welche Zigaretten sich BSB heute kauft, welches Shampoo er benutzt und wo der Mode-Hase denn nun lang läuft. Das bisschen, was für die Medien reicht, ist eben auch das bisschen, das ihm fehlt, endlich groß zu werden. To be continued.

* Alle "Informationen" aus BSBs Büchern oder mit eigenen Augen gesehn.

© POTZDAM 2001 - M. Gänsel