Das Eingangsportal bestand aus Gerüstteilen, die mit plüschig
silbrigem Irgendwas überzogen waren. Und dann: Schwule. Wo man
hinsah, nur bunte Schwule. (Dabei trug nahezu keiner von ihnen
jene schlimme, ausladende, quitschbunte Mode am Leib, mit der
mich viele Backfische hierzulande visuell belästigen; das fiel
positiv auf!) Zwei schöne Tage hatte man sich ausgesucht für
dieses Straßenfest, denn es war sommerlich heiß. Und ich frug
mich immer wieder, wie wohl die Gesichtshaut einiger aussehen
mochte nach einem Tag wie diesem, an dem die Sonne unaufhörlich
auf die fette Patina aus Schminke brannte und die darunterliegende
Hautschicht so richtig zum Blühen bringen musste.
Dann
gab es überall Regenbogenfähnchen. Diese Fähnchen, die demjenigen,
der sie schwenkt, saubere Schwulentoleranz bescheinigt, wurden
an nahezu allen Ständen verschenkt. Nörgelnden Kindern wurden
besagte Wimpel einfach in ihre unpolitischen Hände gedrückt,
und wer unter den Erwachsenen seine Akzeptanz anbiedernd zur
Schau tragen wollte, winkte mit dem Regenbogen herum, wie das
Publikum des Musikantenstadls mit Länderfähnlein zur Fernsekamera.
Jedem wie's sein Gruppenwusstsein braucht!
Was
heutige Schwule von herkömmlichen Bürgern unterscheidet, ist
ja neben dem Gefühl der Urverletzung (gesellschaftlich bedingter
Andersartigkeit geschuldet) eigentlich nur noch ihr oft geziert
wirkender Lebensstil und ihre Auffassung von Sexualität (die
von ihnen selbst häufig mit einem anderen Phänomen, dem Sexualisiertsein,
verwechselt wird). Beidem wurde eifrig gehuldigt auf diesem
Straßenfest. Dem Letztgenannten aber Gott-sei-Dank nicht biologisch
anschaulich, wie man es alljährlich auf gewissen Wagen in den
CSD-Umzügen oder bei der Love-Parade sieht, sondern an einigen
Info-Ständen. So gab der Stand des schwulen Stadtmagazins "Siegessäule"
seine Zeitschrift nur in einer umweltfreundlichen Tragetasche
unters Volk, auf deren einer Seite das Teilwort "homo" und auf
deren anderer Seite "sexuell" in großen schwarzen Lettern stand.
Diese
Zurschaustellung meiner Akzeptanz jedoch konnte ich mir getrost
verkneifen, genau wie den Zwang, nach natürlich-schicken Leuten
zu schauen. "Wenn ich mich hier umsehe, werde ich sofort frigide!"
raunte ich meinem Freund zu und ging erst einmal zu einem Eisverkäufer,
der neben großen und kleinen und Senioren- und Kinder- auch
normale Portionen anbot. Zettel wurden einem zugesteckt, die
warben für Internetseiten, wiesen auf Krankheiten hin - und
gerade begann ich, die Leute anzulächeln, da wurde mir einer
dieser Zettel zugesteckt, darauf stand "Zimmer frei" nebst dem
Bilde eines Nackten und einer Telefonnummer … also bitte!
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