Tatort: Supermarkt auf der Brandenburger Straße. Noch nicht
lange auf, endlich einer in der City, gern gesehen, gern eingekauft.
Vorn ist ja so ein Bäckerstand, da holt man sich auch gern mal
was. Freund von mir, nennen wir ihn der Einfachheit halber Peter,
steht an diesem Bäckerstand. Fröhlich steht er da in der Schlange,
draußen scheint die Sonne, vor dem Laden spritzen sich Potsdamer
Punks mit Pumpguns voll, die Welt ist in ein helles, warmes
Licht gehüllt, die beiden Verkäuferinnen hinter dem Bäckertresen
haben ordentlich zu tun.
Hier
ein Teilchen, dort ein Kaffee, und plötzlich kommt die eine
hinterm Tresen vor, geht zur Glasfront neben dem Eingang, nimmt
eine Spiegelreflexkamera mit Stativ, die dort steht, und geht
mit dem diesmal ziemlich fetten Teilchen hinter den Tresen zurück.
Legt die Kamera an einen Ort, der im Osten unterm Ladentisch
hieß. Peter guckt zu, denkt sich nix bei. Noch paar Leute vor
ihm, da hat er Zeit zu gucken.
Nach
ein paar Minuten kommt einer der Pumpgun-Punks von draußen hinein,
schaut auf die Glasfront, schaut nach unten, nach links, nach
rechts, ja gar nach oben schaut er. Peter ahnt was. Der Punk
geht bisschen im Kreis, tausend Fragen im Gesicht. Fragt ein
paar Umstehende, ob sie vielleicht... Kopfschütteln. Kommt zum
Bäckerstand, fragt eine Verkäuferin, die andere steht daneben.
"Nein," sagt die Verkäuferin. Die andere schüttelt energisch
den Kopf. Der Punkt geht traurig wieder raus. Peter hält die
Luft an.
Die
Verkäuferinnen wechseln einen Blick, die eine geht zu DER Stelle,
nimmt die Kamera raus, packt sie woanders hin, stapelt ein paar
Tüten drüber. Peter atmet aus. Kauft das Brot, geht raus zum
Punk und sagt zu dem Punk: "Ähem, frag mal beim Bäcker..." -
"Hab ich schon;" sagt der Punk deprimiert. "Frag noch mal,"
raunt Peter mit wissendem Blick, "ich hab gesehen, dass die
die weggenommen haben." Der Punkt geht rein, fragt noch mal.
Peter
sieht von draußen, wie die beiden Tresendamen erneut, diesmal
unisono, den Kopf schütteln. Punk kommt raus, Peter nimmt Punkhand,
beide auf den Wellen der Gerechtigkeit wieder rein. Verkäuferinnen:
"Na da kann ja jeder kommen, so ein teures Ding, das lässt man
ja nicht einfach so, ich meine woher soll ich denn wissen dass
die DEM gehört." Peter grient fies. Verkäuferin: "Hab ja gesehn,
wie der die dahingestellt hat, ich dachte, der hat die geklaut,
wir wollten gerade die Polizei..." Punk ist so verunsichert,
dass er technische Daten runterrasselt, sagt welcher Film drin
ist und wie viele Bilder er verschossen hat. "Ich hab die hier
nur reingestellt, dass die nicht nass wird!"
Kamera
wird schweren Herzens dem Punk übergeben. Peter bekommt eine
Pumpgun geschenkt. Die Welt ist um eine himmelschreiende Ungerechtigkeit
ärmer. Es ist so widerlich, wie es peinlich ist. Es ist ein
Elend.
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