Wer nicht FÜR uns ist …!
Fräulein Zeiske und ihr LesBiSchwules Referat
Von Mathias Deinert


"Hurra! Wir haben ein LesBisSchwules Referat!" freut sich das linke Mitteilungsorgan REVOLTAIRE des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses (AstA) der Uni Potsdam in einer seiner zurückliegenden Ausgaben - doch niemand weiß so recht, welche Umstände so ein Referat nötig machten, wie genau sein Aufgabenbereich aussieht und worauf es abzielt.

Wozu braucht unsere Universität ein LesBiSchwules Referat? "Eben weil diese Frage auftaucht, könnte ich jetzt antworten," glaubt sich das Fräulein Zeiske, schwullesbische Referentin, spitzfindig aus der Affäre gezogen zu haben. Und nach diesem Totschlagargument, mit dem man genau genommen alles (vom Hexenbad bis zur Reichsfluchtsteuer) rechtfertigen kann, schmunzelt die Referentin nur erhaben: "Die Tatsache, dass die Arbeit eines LesBiSchwulen Referates angezweifelt wird, zeigt doch schon, dass es an unserer Uni noch der Enttabuisierung und der Sensibilisierung bedarf." Ich hingegen glaube, es zeigt schlicht, dass Zweifel unter den Studenten bestehen bezüglich der Sinnhaftigkeit eines solchen Kropfes.

Dass es vielleicht gerade unter Studenten nicht nötig ist, Aufklärungsarbeit zu leisten, sieht Fräulein Zeiske ein: "Zwar stellt die Uni einen relativ neutralen Ort innerhalb Potsdams dar, an dem es möglich ist, offen zu leben; aber trotzdem kann es auch hier zu Angriffen und Diskriminierungen kommen." Da mag sie Recht behalten, die selbsternannte Schutzmantelmadonna: angefeindet kann jedermann überall werden, sogar als Schwuppe innerhalb der Schwuppenschaft. Seltsamerweise aber ist SIE es, die pausenlos anfeindet und sich ihre Arbeitsgrundlage herbei argumentieren will. So beantwortet sie tatsächlich Leserbriefe, indem sie auf die Frage, warum sich ausgerechnet Heteros (für die es kein Referat gibt) für so ein LesBiSchwules engagieren sollten, erwidert: "na, es verbirgt sich dahinter doch nicht etwa noch ein kleines Vorurteil?" Ob oder ob nicht - Sandra Zeiske wird sie alle finden und entlarven! Ha!!

Wie genau will sie Toleranz und Akzeptanz vermehren, wenn Leute wie ihresgleichen stets auf eine Sonderbehandlung pochen? Solche Antworten bleibt sie uns schuldig. Naja, immerhin gibt's Geld, um "Partys im NIL-Keller" zu organisieren und die zugeteilten Räumlichkeiten am Neuen Palais während der Sprechzeiten besetzt zu halten. Dazu sei angemerkt, dass es dort faktisch keinen Zulauf gibt - woraufhin ich mit meinem hochschulpolitischen Unverstand spekulieren würde, es gäbe keinen Bedarf. Fräulein Zeiske hingegen sieht die "betroffenen" Studenten noch nicht genug aufmerksam gemacht - und großen Bedarf für weitere Enttabuisierung!

Haben denn anders liebende Menschen besondere hochschulpolitische Interessen? Ich glaube nicht. Stattdessen glaube ich, man verwechselt hier private Wünsche mit hochschulpolitischen Belangen. Tolle "Partys im NIL-Keller" … pah! Also ich höre spätestens an dieser Stelle, Fräulein Zeiske, hinsichtlich deiner Interessen die Nachtigall trappsen! Ich wünsche nur: Feiert schön (… und macht's MIT)!

P.S. Liebe Sandra! Du wirst dich fragen, wieso ich so sehr gegen die besondere Herausstellung so genannter SchwulLesBischer Interessen im Rahmen einer Hochschulpolitik bin, und du wirst von mir die selbe Antwort erhalten, mit denen du sämtliche Zweifler abgespeist hast, die sich reinen Gewissens nach der Daseinsberechtigung eures Referats erkundigt haben:

Allein schon die simple Tatsache, dass eine solche Frage in dir aufkommt, zeigt mir doch, wie wichtig eine harsche Gegenrede ist!

© POTZDAM 2001 - Mathias Deinert