Tun Sie's nicht. Gehen Sie nicht rein. Geben
Sie das Geld für die - wegen
Überlänge ohnehin zu teuren Kinokarten - lieber für
ein Buch über
amerikanische Geschichte aus. Denn das schafft der Film: Man
will wissen,
wie es wirklich war damals, wow sind die Amis kalt erwischt
worden. Ich
erzähl Ihnen eben, wie der Film geht.
Ben Affleck gibt äußerst überzeugend
den Legastheniker, dem wir die einzige
witzige Szene im Film verdanken: Sein Freund Danny stirbt in
seinen Armen
und bittet ihn im letzten Satz: "Bitte schreib Danny auf
meinem Grab nicht
mit drei N!" Ben ist Flieger und bombt gern alles zusammen,
was Amerika
bedroht. Er kann so dämlich gucken, dass man neidisch werden
könnte. Ben
meldet sich freiwillig nach England, um denen gegen Hitler zu
helfen, muss
dort aber abstürzen, um für eine Weile von der Bildfläche
zu verschwinden,
damit sich sein bester Freund, eben jener Danny, zuhause in
seine Freundin
verlieben und Ben dann TOTAL überraschend wieder auftauchen
kann.
Josh Hartnett hatte während der Dreharbeiten
Bindehautentzündung und Herpes.
Das eine zwingt ihn, während des gesamten Films seine Augen
zusammenzukneifen, das andere zeichnet dafür verantwortlich,
dass seine
Oberlippe krampfhaft leicht nach oben gezogen wird, wahrscheinlich
um aus
den sträflich schmalen Lippen so was wie einen Mund zu
formen. Ist egal,
Evelyn verliebt sich trotzdem in ihn, als Ben angeblich tot
ist, und weil
sie nach unsern Berechnungen schon über ein Jahr keinen
Sex hatte, muss
Danny Josh ran.
Kate Beckinsale spielt die Evelyn und kann
nicht viel, wie wir seit "Viel
Lärm um nichts" wissen. Aber das kann sie richtig:
mit dem Busen beben, die
Lippen immer schön feucht halten, die Augen niederschlagen,
als hielte man
ihr permanent einen erigierten Penis vors Gesicht. Sie verströmt
den
gesamten Film über eine Mischung aus unterdrücktem
sexuellem Wahn und
grottenkeuscher Unberührtheit, dass man weinen möchte.
Denn eigentlich, da
ist sich der Betrachter sicher, wollte Kate eine nette Krankenschwester
präsentieren, die schön bescheiden auch was im Köpfchen
hat. Das ist so
dermaßen in die Hose gegangen, dass man ihr das banale
Schicksal des Films
von Herzen gönnt. Sie sagt den ganzen Film über andauernd
"Ich liebe dich"
zu einem der beiden Fliegerasse, ist nach einmal Sex mariengleich
schwanger
und zieht zum Schluss mit Ben zusammen das Kind des toten Danny
auf, es ist
natürlich ein JUNGE und er heißt natürlich DANNY
und er will natürlich
FLIEGEN.
Der Angriff auf Pearl Harbor ist wirklich
schön, obwohl man bei der alles
vernichtenden Wucht des japanischen Angriffs leicht verwundert
ist, dass nur
3000 Amerikaner umkamen. Aber bigger than life ist nun mal die
Maxime, klar.
Es dauert ungefähr eine Stunde und vierzig Minuten, bis
die ersten Bomben
fallen, also wenn Sie darauf scharf sind, gehen sie erst nach
der Pause
rein, die in den meisten Kinos gemacht wird - Sie verpassen
obige
Liebesschmonzette, aber das ist es wert. Die drei Hauptdarsteller
sind so
platt gezeichnet, dass sie den Höhepunkt des Films heillos
überfordert
absolvieren. Kate muss rumrennen und ihre Finger in Blut (sic!)
stecken, Ben
muss seine Blödheit überwinden und Japaner abschießen,
und Josh muss die
Augen mal aufmachen, um nicht den falschen zu erwischen. Drama.
Alec Baldwin spielt einen verfetteten militärischen
Obermacker, der den
Vergeltungsschlag auf Tokio leitet. Er darf den lustigen Satz
"Ich bin mit
45 schon ein alter Mann." sagen und Ben und Josh, die natürlich
dabei sind,
dürfen nicht lachen. Alec versteigt sich zu so himmelschreienden
Sätzen wie
"Mit solchen Jungs schafft Amerika den Sieg." Das
ist dann der Moment, wo
Josh Danny stirbt und den lustischen Satz haucht.
Cuba Gooding Jr. gibt wie immer den Quotenschwarzen
und darf sich im Angriff
den Respekt wiederholen, den er zu Friedenszeiten als schwarzer
Koch mit
Boxambitionen vermisst hat. Er salutiert am Grab seines Captains
und ist am
Ende endlich ein richtiger Amerikaner geworden.
Der Japaner an sich ist in diesem Film jemand,
der nie lacht. Es gibt keine
Frauen in Japan, der Set dort sieht aus wie ein abgefahrenes
Sushi-Restaurant. Mit großer Geste bindet sich der Japaner
vor dem Kampf ein
Band um die Stirn. Kennt man ja aus Vietnam, diese Schlitzaugen.
Der
Amerikaner macht total tolerante Zugeständnisse und lässt
den Japaner
private Nippes im Flieger haben, außerdem darf der Japaner-General
am
Angriff zweifeln und sich wünschen, all das würde
nicht geschehen. Tut es
aber doch, und deswegen sind die Japaner böse böse.
Der Film ist, Sie ahnen es, grottenschlecht.
ABER: Er ist nicht eine Minute
langweilig, normalerweise geht das ja Hand in Hand, aber hier
ist die
Verbindung von saudämlicher Geschichte und einigermaßen
erträglichen Bildern
durchaus unterhaltsam, die drei Stunden sind keine Tortur, wenn
man ca. 9
von den 10% der arbeitenden Gehirnzellen am Eingang abgibt.
Obgleich ich
Ihnen wärmstens abraten möchte: Entscheiden Sie selbst.
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