Es war im Januar diesen Jahres, da tat mein Herr Vater sehr
geheimnisvoll. Er blätterte in seltsamen (dünnen!)
Prospekten, surfte bis tief in die Nacht im Internet auf Seiten,
die ein ".ch" im Namen trugen und unterließ
es sogar, teure Geräte für die bevorstehende Gartensaison
zu kaufen. Sprich: Er will sich etwas kaufen, das nicht jeder
hat, vermutlich etwas Teures aus der Schweiz.
Und eines schönen Tages stand es dann
da, eingepackt in einen weißen Karton. Er hatte es sich
auf die Arbeit schicken lassen, wohl damit meine Frau Mama nicht
die Rechnung sieht und das Ding gleich wieder zurückschickt.
Mit seinem besten Cuttermesser hat er den Karton aufgemacht,
mich dazugeholt und mir stolz seinen Neuerwerb präsentiert.
Vorne war's silbern, an den Seiten und hinten schwarz. Jura
stand drauf. Irgendwie sah es wie ein Küchengerät
aus. Es hatte vier Knöpfe und acht Lämpchen. Und außerdem
war links noch eine Art Behälter zu erkennen.
"Aha", sagte ich. "Und das
ist...?"
"Eine Espressomaschine", erklärte mein Herr Vater
stolz. Einen Moment lang überlegte ich, jetzt auf Mr. Spock
zu machen. Aber bei mir klappt das mit der Augenbraue nicht
so ganz. Also fragte ich nur: "Und jetzt gibt's jeden Morgen
Espresso?"
"Nein. Damit kann man auch Kaffee machen.
Und Cappuccino. Und Café Olé."
"Das heißt Au Lait", sagte ich. "Das ist
französisch."
Er zuckte mit den Schultern und suchte nach
einer freien Steckdose. Zuerst sah es so aus, als müßte
Mamas Mikrowelle dran glauben. Dann stand das Ding auf dem Kühlschrank.
Sah soweit dort ganz gut aus, es hatte nur den Nachteil, das
dort keiner mehr rankam. Also quetschten wir es irgendwie in
eine Ecke.
Nachdem ich die Rechnung gesehen, geschluckt und sie dann versteckt
hatte, nahm ich die mehrsprachige Anleitung zur Hand. Wenigstens
sprechen die in der Schweiz auch deutsch. Aber mein Herr Vater
war schon am rumexperimentieren. "So schwer kann das nicht
sein", sagte er. "Ich hab im Internet gelesen, wie
das geht."
Scheinbar hat er nicht richtig gelesen.
Jedenfalls leuchteten bald alle acht Lämpchen fröhlich
rot auf. Eine halbe Stunde später hatten wir durch diverses
Rumhantieren und Saubermachen des Maschineninneren die Lämpchen
ausgekriegt. Dann kam noch Wasser in den Behälter und der
Probelauf konnte beginnen.
Zuerst dachte ich, das Ding fliegt auseinander, so laut rappelte
und sägte es da drin. Aber das sei normal, wurde mir erklärt.
Nachdem ich mich erholt hatte, traf meine werte Mutter ein und
wunderte sich erst einmal über den Neuankömmling.
Statt einer Begrüßung gab's ein: "Und wie teuer
war das Ding?" Zur Beschwichtigung gab's erstmal frischen
Kaffee.
Der sah komisch aus. Über dem eigentlichen
Kaffee war eine hellbraune Schaumschicht entstanden. Also fragte
ich meinen belesenen Papa danach. Der wußte natürlich
Bescheid: "Das heißt Crema. Das ist das besondere.
Das entsteht, weil die Bohnen so schnell gemahlen werden und
der Kaffe so schnell aufgebrüht wird." Und zum Beweis,
daß das auch nicht giftig ist, schlürfte er genüßlich
sein Getränk.
Was soll ich sagen, der schmeckte jetzt
schon. Will sagen, schon besser als aus der gewöhnlichen
Kaffemaschine oder Pulverkaffee mit heißem Wasser drüber
oder sowas. Irgendwie kräftiger und frischer halt. Kurz
und gut, ich gab mich damit zufrieden und betrachtete die Investition
als geglückt. Also tranken wir gleich noch eine Tasse.
Dann kam das nächste Problem. Wieder
ein rotes Lämpchen. Inzwischen hatte sich auch mein Herr
Vater mit der Bedienungsanleitung angefreundet und erklärte,
dies sei der zu entleerende Tresterbehälter. Das war nix
weiter als ein Wasserauffangbecken nebst Behälter für
die zusammengepreßten Reste der Kaffebohnen, sprich Kaffesatz.
Blöderweise hatte er auch gelesen, daß bei normaler
Kaffestärke einer dieser Reste ("Kuchen" genannt)
ungefähr acht Gramm zu wiegen hat. Also holte er etwas
Papier und die Briefwaage, packte einen Kuchen darauf und Juhu!,
es waren acht Gramm. Alles in Butter also.
Was also sollte Sie jetzt davon abhalten,
sich eine Espressomaschine zu bestellen (mal abgesehen vom Preis)?
Folgendes:
Zunächst einmal ist dieses Ding mörderisch
laut. Aber nicht nur beim eigentlichen Kaffeemachen, sondern
auch bei einem "Spülen" genannten Vorgang. Dabei
spült die Maschine eventuelle Kaffereste aus der Leitung.
Und zwar bei jedem ein- und Ausschalten. Das kann einen schon
nerven.
Zweitens verkalkt das Ding, und wenn man
es nicht alle zwei Wochen mal säubert, schimmelt es außerdem
da drin (kein Wort davon in der Anleitung übrigens).
Das Übelste ist allerdings: seitdem
ich meinen Kaffe morgens aus diesem Ding beziehe, kann ich niemanden
auf einen Kaffee besuchen gehen. Denn der schmeckt mir nicht
mehr. Verderben Sie sich diesen Spaß nicht! Kaufen Sie
keine Espressomaschine!
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