Es ist schon verdammt seltsam, dass es in jedem neu angebrochenen
Sommer passiert, und ich meine mit Sommer jene schönschwitzige
Hochwetterlage, die nach spätestens einer Woche beginnt,
ein bisschen zu entnerven, weil man sich dann doch wieder einen
See in der Nähe suchen muss, der mindestens in den Abendstunden,
denn man hat ja zu tun den ganzen Tag, herhalten möchte
zur körperlichen Erfrischung, nicht ohne eine seelische
Hochstimmung, ja geradezu Bombenstimmung zu produzieren, in
der es sommers an jenem kurzerhand naheliegendsten und also
von der Stadt nur unwesentlich entfernten, ja mitten in der
Stadt liegenden See immer wieder diesen irritierenden Moment
gibt, in dem man jemanden sieht, den man zu kennen glaubt, obwohl
doch alles an der Situation, denn Sie und der andere, den Sie
da gerade sehen, sind ja nackt, dagegen zu sprechen scheint,
dass Sie einander kennen, weil Sie den anderen Körper ja
noch nie gesehen haben, was Ihre Blicke immer wieder zum Kopf
des anderen zurückschnellen lässt, um dort, im bekannten
und die Grübelei startenden Gesicht des anderen eine Antwort
zu finden auf die Frage, woher Sie den andern wohl kennen könnten,
und diese Antwort sich nach mehreren quälenden Schwimmrunden
in der Bäckerei Ihrer Straße findet, weil einerseits
das Gesicht zweifellos zum bis dato unbekannten Körper
und andererseits unbedingt in die Bäckerei Ihrer Straße
gehört, was Sie leicht benommen realisieren lässt,
dass Sie soeben Ihre Bäckereiverkäuferin nackt gesehen
haben - ist das nicht seltsam?
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