Erst wollte ich ja hingehen. Mir die böse
Provokation des Wolfgang Flatz selbst ansehen. Mich zu 8.000
kopfschüttelnden Moralaposteln, schluchzenden Tierschützern
und sensationsgeilen Berlinern gesellen. Aber dann hatte ich
Bauchschmerzen bekommen.
Nun bin ich aber gerade über den Magiermeister
Wolfgang Flatz, der Kühe und sich selbst vom Himmel schweben
lassen kann (und darf!), im Fernsehen gestolpert. Genauer gesagt,
bei der wunderbaren Sendung des Christian Ulmen. Dort wird mir
dann alles nochmal gezeigt. Und vom Meister persönlich
erklärt.
Folgendes war passiert (wer's kennt, kann
einen Absatz weiter unten weiterlesen): Flatz hatte die Idee,
den BSE-Irrsinn optisch umzusetzen (wie aktuell). Zentralstück
der "Performance" war eine Kuh, von Flatz gekauft,
gehäutet, ausgenommen und enthauptet, die mit Hilfe eines
Hubschraubers aus 45 Metern Höhe in eine Baugrube an der
Prenzlauer Allee fallen gelassen waurde. Parallel dazu gab's
eine Explosion. Und Flatz selbst hing derweil von einem Kran
herunter, wickelte sich aus einem blutbesudelten Laken und sang
(sprach) dazu sein neues Liedchen "Fleisch".
Jetzt könnte man natürlich auf
den Gedanken kommen, es handele sich hierbei um eine PR-Aktion
für seine CD. Weit gefehlt. Meister Flatz hatte selbstverständlich
anderes im Sinn. Nicht mal um Provokation wäre es gegangen,
so der "Künstler" bei Ulmen, jedenfalls nicht
um der Provokation willen. Während er das sagt, dreht er
sich in seinem Drehstuhl, zeigt stolz sein Strichcode-Tattoo
und sieht endlos weise aus. Interessant sind nur seine Aussagen
zum Kultursenat (Zitat: "Klar, das ist toll, Herr Flatz,
das machen wir. Endlich mal was los, große Kunst, ist
ja sonst wie in New York hier") und seine Behauptung, die
Kuh sei nicht, wie allenthalben zu lesen war, extra für
seine Performance geschlachtet worden, sondern hätte wegen
BSE sowieso gekeult werden müssen.
A propos lesen. Die Bild hat sich die Story
natürlich auch nicht entgehen lassen und sich zur Stimme
der Empörten gemacht. Zuerst gaben die Redakteure der Kuh
den Namen "Bodo". Täglich, so Flatz, hätten
sie sich nach Bodos Befinden erkundigt. Und verzweifelt gejammert,
als Bodo die Kuh nun doch in den Bullenhimmel geschickt wurde.
Was mich beinahe dazu anregt, der Springerpresse in einem Leserbrief
zu erklären, dass es auch bei Tieren Männlein und
Weiblein gibt.
Am Ende von Flatz' Auftritt bei Christian
Ulmen durfte noch eine Anruferin namens Stefanie ihre Meinung
kundtun. Jawohl, sie sei dabeigewesen und habe alles ganz furchtbar
schrecklich eklig gefunden, nein, sie esse kein Fleisch, und
man könne sowas nicht machen, wo doch in Afrika Kinder
vor Hunger sterben müssen. Flatz sagte Ja und er sehe das
genauso, und darauf habe er ja auch aufmerksam machen wollen.
Dann darf er nochmal seine CD in die Kamera halten und gehen,
Gott sei Dank.
Zum Schluß fällt mir noch die
Bemerkung eines achtjährigen Jungen ein, der sich die ganze
Sache zusammen mit seiner Mama angesehen hat. Der fand den "Mein
Fleisch, Dein Fleisch" rammsteinelnden Flatz in seinem
Laken weitaus grausiger als die fliegende Kuh. Fehlt nur noch,
daß einer sagt, man hätte das falsche Stück
Fleisch fallengelassen.
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