Am letzten Mittwoch des Juli gab Ulrike Barth ihr Diplomkonzert
im Hauptfach Gesang. Sie war erst kürzlich als Amor in
C.W. Glucks "Orfeo ed Euridice" am Neuen Palais zu
sehen gewesen, und ihren Namen wird man hoffentlich nicht letztmalig
gehört haben. Nur dies: Man muss ihre kristallklare Sopranstimme
gehört, ihre frischen Zwischenspiele und -verse genossen,
ihre ganze Natürlichkeit erlebt haben, um die kurzen Pausen
der Sprachlosigkeit und Hochachtung nachempfinden zu können,
die allen Begeisterungsstürmen vorangingen.
Etliche Plätze im Golmer Kammermusiksaal
aber waren frei geblieben; und das trotz flächendeckender
Plakatierung. Warum? Verliert man in Golm - immerhin die Wiege
des Schöngeistes unserer Univerität - den Sinn für
die Kunst? Herrn Dr. Büttner vom Institut für Musik
und Musikpädagogik überrascht dies nicht sehr. Er
kennt den Grund dafür, dass viele Golmer Studenten gar
nicht erst wissen, was auf ihrem Campus an kulturellen Hochgenüssen
stattfindet, denn "seit einiger Zeit verschwinden all unsere
Aushänge. Wir pinnen Plakate an die Wandzeitungen, und
wenig später sind sie abgerissen! Wohnungsangebote und
andere Hinweise, die ja daneben hängen, sind seltsamerweise
nie betroffen." Ebenso erging es auch Ulrike Barth, die
für ihre Abschlussdarbietung plakatierte - und nur eine
Stunde später all ihre Zettel entfernt sehen musste.
Wer hinter diesen Machenschaften Ränkespiele
unter den Studenten oder Feindseligkeiten gegenüber einzelnen
Künstlern vermutet, der vergisst, dass von diesem Phänomen
ja alle hochgradig sehenswerten Veranstaltungen unserer Musiker
betroffen sind.
Nun werden Sie abwinken und sagen: Was geht draußen in
Golm nicht verloren!? Schließlich ist dort auch Schlüpferklau
aus gemeinschaftlichen Waschbeckenhallen gang und gäbe,
und es waren schon vollgeräumte Computerkabinette (nach
einem vierstündigen Rundgang der Ein-Mann-Streife) bis
auf den letzten Rechner verschwunden. Soweit also nichts Ungewöhnliches
für diese Filzhaar- und Müsliterroristen-Enklave.
Mit den Programmaushängen aber verhält
es sich anders, weil man wenig Sinn hinter solchen Aktionen
erkennen kann und keine Nutznießer. Möglicherweise
will man ja von Rektoratsseite schon mal andeuten, in welche
Richtung es mit dem Studiengang Musikpädagogik künftig
gehen wird: Der kommt uns nämlich - ähnlich grundlos
wie seine Plakate - auch bald abhanden!
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