"Was Friseure können, können
nur Friseure", wie oft haben Sie diesen Werbespruch der
scherenschwingenden Zunft schon höhnisch zur Kenntnis nehmen
müssen. Immer dann fiel er Ihnen ein, wenn die Sandra,
die Birgit oder irgendeine andere blondgeschlankte Tusnelda
aus dem "Hair-Studio", dem freundlichen "Hair-Team"
oder der Coiffeuria (ok, das letzte war jetzt ausgedacht) mal
wieder ganze Arbeit geleistet haben: Einen falsch oder gar nicht
beraten, einem die Haare dann so zurichten, wie man es garantiert
NICHT will und zum Schluss, wenn man einfach nur noch unter
die heimische Dusche möchte, einem noch irgendwas Teures
an der Kasse aufschwatzen, das Supi-Dupi-Gel, die kleine Tube
für 20 Mark: ja, das können Sie wirklich, die Friseure.
Und so ist die Suche nach einem guten Friseur des Vertrauens
einem Lottospiel vergleichbar: man investiert Unsummen ohne
wirkliche Aussicht auf Erfolg.
Mich können Sie daher beneiden, denn
ich habe ihn gefunden, den Meister des Haarschneidegerätes,
die hohe Schule des Kämmens und Gelens. Und er ist auch
ganz in Ihrer Nähe.
Na? Soll ich's wirklich verraten? Auf dass
die gesamte Leserschaft die Termine auf Monate hinaus ausbucht?
Ach egal, ich sag's Ihnen: FRISEUR DIRK
HEIMANN lautet schlicht der Name des Geschäftes gegenüber
der Wilhelmgalerie, ohne Schnickschnack sich modisch gebender
denglischer Wortkreationen; und ebenso so schlicht und schön
ist die Einrichtung des Ladens. Die Wände strahlen in einem
schwebenden Lichtgelb, ein kleiner aber edler Leuchter hängt
von der Decke herab, und ein immer frisches apartes Blumengebinde
steht auf dem Tresen: all das gibt dem ansonsten recht aufgeräumt
wirkenden Raum eine fast sakrale Note.
Auch wenn man warten muss, freut man sich
aufs Haarschneiden, dauert es gar zu lang, wird vom immer freundlichen
und unaufdringlichen Personal Kaffee oder Saft kredenzt. Ansprechende
Lektüre fernab von "Frau im Glück oder Spiegel"
liegt dazu bereit. Wenn man überhaupt zum Lesen kommt,
denn an den Wänden gibt es statt drögen Wella-Postern
mit Fönhaarmodellen immer wechselnde großformatige
Gemälde von der Hand Alexanders von Agoston.
Dazu die geschickt und wie zufällig
gewählte Musik; fast immer ein wenig sphärisch und
fast immer dem Laden entsprechend originell (oder haben sie
schon mal Hildegard Knef und Anne Clark beim Friseur gehört?).
Aber kommen wir zum Haarschneiden, was bei
Heimann schon fast zur angenehmen Nebensache gerät. Der
Gast wird zunächst zum Drehstuhl geleitet und nach seinem
Wunsch gefragt. Spürt die Fachkraft, in unserem Fall die
unübertroffene Kathrin, Zweifel beim Kunden oder Unmut
über die eigene Unentschlossenheit, bohrt sie kundig nach
und berät, statt irgendwie drauflos zu raspeln. Ist man
Stammkunde, merkt sie sich sogar die Extrawünsche und die
Gesprächsthemen der letzten Session (Lästern über
Mittelscheitel und Herrenzöpfe).
Und dann wird sanft gewaschen mit wohltemperiertem
Wasser, der Kopf massiert (ein wenig peinlich diese Prozedur,
da man nie weiß, wo man dabei hingucken soll), und los
geht es mit Schere und Haarschneider.
Zwischendurch nachfragen, BEVOR zuviel weg
ist ("Ach, das wächst wieder nach!" haben wir
noch nie hören müssen), und am End' der Rundumblick
mit dem zweiten Spiegel. Alles picobello, wie immer.
Gut, werden Sie sagen, aber ist er auch
billig, der Heimann? Nein, billig ist er sicher nicht (aber
auch nicht zu teuer), aber billig hatte man ja auch viel zu
lange, oder?
FRISEUR DIRK HEIMANN
Charlottenstr. 84
Telefon: 0331-280 42 42
Waschen/Schneiden/Fönen/Gelen für
den Herrn: 38.00 DM
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