Dichtung
Inhalt

 
Knoppi
Vorlage unklar

Für den Deutschunterricht

Nach Heine

Das Lied vom letzten Atemzug

www.kleintiersaerge.de
  
I will survive oder Live 8 Live Aid
Ein Lied

Ersatzverkehr...
...in einer großen Stadt
 
Ode an den Lieblingskellner
 
Klingelton für Intellektuelle
 
Couplet vom Türkenhupf
 
Schulweggedicht
Kurze Asphaltstrophen

 
 

Knoppi
Vorlage unklar
Von M. Gänsel


Ich bin Knoppi, der kleine Doktor phil.
Komm aus Schlesien das sagt euch nicht mehr viel;
Zuerst ein bisschen Lernerei,
dann kni kna knoppierte ich mich frei.

Refrain: Kni Kna Knoppi
Knoppi Knoppi Knopp
Kni Kna Knoppi
Knoppi Knoppi Knopp

Ich bin Knoppi, der kleine Doktor phil.
Hab keine Ahnung und davon ganz schön viel
Ich schnapp mir was ich schnappen kann
Ja hol mir die Geschichte ran!

Kni Kna Knoppi
Knoppi Knoppi Knopp
Kni Kna Knoppi
Knoppi Knoppi Knopp

Ich bin Knoppi, der kleine Doktor phil.
Das mit den Nazis, das ist mein Lieblingsspiel,
ich schleich mich an die Massen ran
Und zeig, was man da machen kann!

Kni Kna Knoppi
Knoppi Knoppi Knopp
Kni Kna Knoppi
Knoppi Knoppi Knopp

Ich bin Knoppi, der kleine Doktor phil.
Und von den Nazis, da krieg ich nicht zuviel,
Ich reich ne neue Sendung rein
und dann schlafe ich einfach ein.

Kni Kna Knoppi
Knoppi Knoppi Knopp
Kni Kna Knoppi
Knoppi Knoppi Knopp

Kni Kna Knoppi
Knoppi Knoppi Knopp
Kni Kna Knoppi
Knoppi Knoppi Knopp

Kni Kna Knoppi
Knoppi Knoppi Knopp
Kni Kna Knoppi
Knoppi Knoppi Knopp

Für den Deutschunterricht
Nach Heine
Von M. Gänsel


Pickel kommen, Pickel gehen:
Pickel fühlen, Pickel sehen,
Pickel quetschen, Pickel zählen.

Pickel ahnen, Pickel zeigen,
Pickelsammlung, Pickelreigen,
Pickelhetze! Pickelleiden.

Sex hilft.
Älterwerden hilft.
Nichts hilft.

Wenn du einen Pickel schaust,
Sag, ich lass ihn grüßen,
zieh hinaus bis an das Haus,
Wo die Veilchen sprießen.

Das Lied vom letzten Atemzug
www.kleintiersaerge.de
Von Mathias Deinert

Ist erst der letzte Atemzug getan,
dann fängt für manche erst der Reibach an.
Das gilt bei Menschen so im allgemeinen
wie auch beim Haustier: großem, kleinem.
Wenn also Mäxchens Kater ausmiaut,
dann wird von Pappa ihm ein Sarg gebaut,
und im Park Sanssouci unter 'ner Eiche
liegt dann des Katers kalte kleine Leiche.
Wie gut, sagt sich der Tierfreund sonder Gnaden,
am Brauhausberg, da gibt's jetzt einen Laden,
der fertigt Kleintiersärge: große, kleine -
und alles, was man braucht, sind Euroscheine.
Wie freut sich Mäxchens Vater nämlich dann,
wenn er Frau, Sohn und Leiche noch was bieten kann.
Und alle, die den tollen Sarg sehn, meinen:
So'n Tod ist schöner als das Leben, will's mir scheinen!

Stirbt nun ein Tier, ist's fast ein Fest,
weil man es sich was kosten lässt.

Unmittelbar am Brauhausberge
gibt's ein Geschäft für Kleintiersärge
für Schnuck und Putzis letzte Reise.
Große Auswahl, feine Preise!

Ähnlich dem Kater ging es Klaus,
einer 2jährigen weißen Maus,
die stets, wenn nachts der Kühlschrank surrte,
in ihrem Käfig wach - und rollig wurde.
Was niemand ahnte, niemand wusste:
Klaus hatte ein Verhältnis mit Auguste
(einer Wanderratte aus Zingst am Meer)
und ungeschützt Geschlechtsverkehr.
Doch Klaus besaß noch einen zweiten Schatz:
Marie, die Messalina vom Luisenplatz!
Sie war Augustens Zwillingsschwester
hatt' Klaus umworben seit Silvester…
kurzum: Klaus hat mit beiden Zwillingen aus Zingst
in schöner Regelmäßigkeit ge-dingst.
Und eines Morgens nach solch einer Sause
lag Klaus in seinem Käfig tot zu Hause.

Statt bloß im schnöden Karton verwahrt
ward Klaus mit Sarg (in Samt) verscharrt:

Unmittelbar am Brauhausberge
gibt's ein Geschäft für Kleintiersärge
für Schnuck und Putzis letzte Reise.
Bunte Auswahl, Stoffe, Preise!

*

Ich finde (ich sag's ehrlich) es ist gegen die Natur,
zu tun, als seien Tiere Großstadtmenschen.
Zerrt sie im Leben nicht von ihrer tierischen Spur,
und zwingt sie im Tod nicht noch menschlich zu glänzen!

 

I will survive oder LIVE 8 LIVE AID
Ein Lied
Von M. Gänsel

Anfangs war ich skeptisch;
Ich war nicht gewillt.
Doch dann sah ich es im Fernsehn:
Welch ein schönes Bild!
-Zig Tausend Menschen auf der Straße
Auf der Bühne tolle Show
Ich fragte: "Wo
Kann man sich amüsieren so?"
LIVE 8 LIVE AID
So heißt das Ding.
Alle zehn Jahre ruft die Welt: "Ich bin noch immer hier."
Bob Geldof ruft und alle kommen
In der ganzen Welt zusammen.
Leute singen, Menschen jubeln, alle trinken Wein und Bier.

Komm her und tanz!
Bring's Handy mit!
Egal wer singt, egal wer ruft: das ist dein Superhit!
Und du denkst: ‚Ich kann nicht mehr stehen'.
Und du denkst: ‚Ich will lieber gehen.'
Doch ich sag: LIVE
LIVE 8 LIVE AID
So lange bis die Sonne (und der Mond auch) untergeht.
So lange bis G 8 der Zorn um alle Ohren weht.
Bis alle Schulden sind passé
Tritt auf den Diktatorenzeh:
LIVE 8 LIVE AID
Bob Geldof lebt.

Und wir scheißen auf den VIP-Bereich.
Lassen hier die Puppen zappeln.
Will Smith singt überm großen Teich,
Greenday lässt beben hier die Pappeln.
Wir sehn Madonna live in London!
Wir kreischen, Hände hoch, hallo!
Ich frag Sie: Wo
Kann man sich amüsieren so?
LIVE 8 LIVE AID
Bring's Handy mit!
Egal wer singt, egal wer ruft: das ist dein Superhit!
Und du denkst: ‚Ich kann nicht mehr stehen'.
Und du denkst: ‚Ich will lieber gehen.'
Doch ich sag: LIVE
LIVE 8 LIVE AID
So lange bis die Sonne (und der Mond auch) untergeht.
So lange bis G 8 der Zorn um alle Ohren weht.
Bis alle Schulden sind passé
Tritt auf den Diktatorenzeh:
LIVE 8 LIVE AID
Bob Geldof lebt.


 

Ersatzverkehr...
...in einer großen Stadt
Von Mathias Deinert

Man wartet in der großen Stadt
und wartet sooo allein.
Die Tram, nach der man Sehnsucht hat,
scheint noch nicht da zu sein.
"Ersatzverkehr!"
so liest man auf dem Schild.
Kein Plan. Kein Bus.
Nur kalter Wind, der weht.
Man stöhnt wie wild:
Man hat schon wenig Zeit!
Bis er dann plötzlich gegenüber steht.
Und dann weiß man nicht,
ob man klagen soll,
Bus-Verzögerungen sind normal.
Und man stand ja eine halbe Stunde schon!
Und nun sitzt man warm mit einem Mal.
Doch: Man zuckt!!
Weil er falsch abgebogen ist!
Ach, wie konnte man denn hierhin bloß geraten!?
Jetzt ist alles aus.
Eine Welt stürzt ein.
Man steigt aus - und sieht sich ganz allein.

Man steht an einem großen Platz,
und steht doch sooo allein.
Der Bus, der hier zu stehen hat,
scheint bereits weg zu sein.
Man kennt die Pläne nicht,
und kennt sie doch genau.
Drum hat man Angst,
dass heute nichts mehr fährt:
sucht mit den Augen ihn
(vielleicht steht er im Stau?)
bis er dann plötzlich gegenübersteht.
Und man weiß nicht, wie
man sich freuen soll.
Und man findet alles kolossal.
Ja, man nahm gedanklich schon den Mund so voll,
aber lächelt jetzt mit einem Mal.
Man fragt nach:
Es ist der Rechte! Na, wer sagt's denn!
Und man sucht sich voller Glück ein freies Plätzchen.
Jetzt ist alles schön!
Schöner kann's kaum sein:
Bus ist voll, fährt richtig und - man sitzt allein!

Man sitzt in einem späten Bus,
und sitzt - gottlob - allein.
Man hofft, dass man nicht pullern muss,
hofft, bald Zuhaus' zu sein.
Man schläft fast ein,
so spät ist diese Zeit:
Die Augen fallen zu. Die Wachheit geht.
Man döst und denkt: Fahr' bloß nicht noch zu weit …
… bis die Kontrolle gegenübersteht.
Und dann weiß man nicht,
was man sagen soll,
und man findet alles so fatal.
Und man nahm doch überall den Mund so voll,
und jetzt stottert man mit einem Mal.
Und Er schreit.
Man fühlt genau: jetzt ist es Schluss.
Und es lohnt nicht einmal mehr ein Wort zu sagen.
Und Er füllt ihn aus,
den Überweisungsschein.
Man zahlt wieder einmal ganz allein!

(nach Allein . . . in einer großen Stadt von Max Colpet)

 

Ode an den Lieblingskellner
Von M. Gänsel

Oh du Hüter der sauberen Gläser und Tassen!
Oh du Quell allen Dienens! Gelobt sei dein Bein,
Das gar flink sich bewegt rund um Tisch und Terrassen!
Eh sich Bacchus versieht, schenkst du uns schon ein!

Oh dein Arm trägt gar leicht an den üppigsten Fuhren!
Ach dein Auge gewahrt noch den nichtigsten Wunsch!
Wenn die Gäste sich stapeln, kommst du erst auf Touren
Und egal was sie sagen, du ziehst keinen Flunsch!

Nein! Lächelnd begehst du die wuselnde Menge!
Lächelnd, so lächelnd gewinnst du die Nacht!
Nicht einer, der nicht in den Augen sich fänge,
Die strahlen! Oh Ober! Weißt du um die Macht?

Weißt du, was passiert, wenn du derart die Lippen
Sich formen lässt, lässig im Lächeln vergessen?
Ich sags dir: Es könnte passiern, dass im Wippen
Gar mancher Gast schlicht - ach nein, wie vermessen!

So diene und lächle uns denn durch die Tage!
Oh Garant allen Trinkgelds, oh bleib an dem Ort!
Ein Wunder! Ein Glück ists, dass ich einmal sage:
Es gibt dich in Potsdam, ich muss doch nicht fort!

 

Klingelton für Intellektuelle
Von P. Brückner

Ich bin Oxy, das kleine Oxymoron
Bin wirklich wahr, und steh im Lexikoon
Ich steh mit mir nun mal im Widersinn,
denn es liegt spitze Dummheit in mir drin.

ix, ax, uxy, oxy Oxymoron
ix, ax, uxy, oxy Oxymoron

Ich bin Oxy, das kleine Oxymoron,
in mir der Antithese und Stilfiguren Sohn,
schließen sich zwei Eigenschaften aus,
dann bringt mir das in jedem Fall Applaus.

ix, ax, uxy, oxy Oxymoron
ix, ax, uxy, oxy Oxymoron

Ich bin Oxy, das kleine Oxymoron,
Das Substantiv, das kommt mir nicht davon.
Davor gestellt ein queres Adjektiv,
da bin ich da, da geht dann nichts mehr schief.

ix, ax, uxy, oxy Oxymoron
ix, ax, uxy, oxy Oxymoron

Ich bin Oxy, das kleine Oxymoron,
Nen ganzen Satz, mach ich zum Paradoxon.
Der Satz ist falsch und er ist auch wahr,
da tanz ich rum, da bin ich immer dar.

ix, ax, uxy, oxy Oxymoron
ix, ax, uxy, oxy Oxymoron


Hohlen Sie sich diesen Klingelton im praktischen Monatsabo
auf Ihr Handy.
Senden Sie ein SMS mit Oxy 1 für Poly, Oxy 2 für Mono
oder Oxy 3 für Realsound an die 0171POTZDAM*.

*Nur 12 ct. Verbindungsgebühr aus allen Handynetzen und 99,99 € monatl. Abo.

 

Couplet vom Türkenhupf
Von Mathias Deinert

Massoud vom Dönerstand ist in Erregung:
Denn heut pfeift er auf die Prollverpflegung,
nimmt uns, seine Freunde, bei der Hand
und verlässt (nachdem der Dönerstand
verriegelt ist) sein Potsdamer Ressort,
lacht und schlägt dann unvermittelt vor:

Lasst uns in die Hauptstadt reisen
und im SO 36
Arme schlängeln, Becken kreisen,
hupfen, tanzen und wasweißich!
Wo sieht man sonst schwule Türken?
Wo sieht man sonst EINE bunte
schwarzstopplige Trümmertunte?
Frauen, die wie Kerle wirken?
Männer, die nach Moschus duften,
doch sich tags am Bau abschuften?
Schon allein um dies zu sehen,
lasst uns mal nach Kreuzberg gehen,
und im SO 36
tanzen, hupfen und wasweißich!

Der Einlass scheint mit 15 DM heftig,
doch das Showprogramm entschädigt kräftig:
Frauen drehn verschleiert Pirouetten! -
Massenauflauf! - Auch auf den Toiletten,
die nicht abzuschließen gehen!
Und so muss man Schmiere stehen.

Nachdem man abgehupft ist, hungrig, schweißnass,
geht's dann - das variiert nach Lust und Spaß -
nach nebenan zum Dönersortiment,
in eine Plüschbar oder anderes Etablissement:
Ja, nachts ist vieles hier erstaunlich schwul
in unsrem deutschen kleinen Istanbul.

Lasst uns in die Hauptstadt reisen, usw. usf.

Ein Erkan lockert unsre steifen Becken,
Aynur übersetzt den grad gespielten Song,
Der Mehmet lehrt uns türkischen Jargon -
schließlich auch, wie Nah-Ost-Küsse schmecken!
Und sicher weiß man, als der Morgen tagt,
was man im nächsten Monat wieder sagt:

Lasst uns in die Hauptstadt reisen, usw. usf.


(GAYHANE im SO 36 - jeden letzten Sonnabend im Monat)
 
 

Schulweggedicht
Kurze Asphaltstrophen
Von Mathias Deinert

Zwei Jungen schlugen, traten einen Dritten
und liefen, als er schließlich weinte, fort.
Dann stand er wortlos ganz alleine dort,
enttäuscht. Ich sah's. Ich habe mitgelitten.

Ich ging vorbei - dachte mir viel -
und sagte zu mir kalt:
So sind die Menschen halt.

Und schwieg.


Der Junge half sich auf und sah mich flüchtig.
Ich sagte nichts: Ihm ging's schon wieder gut.
Er weinte, weil er weinte, und aus Wut.
Ihm Mitleid zeigen hielt ich nicht für richtig.

Er sah mich an - er sah mir nach -
und sagte zu mir kalt:
So sind die Menschen halt.

Das traf.

© POTZDAM 2001-2006